März 29, 2023

Sitcom Stil: Bild

Visuelle Charakteristiken

Das Sitcom Genre hat einen speziellen visuellen Stil, um den Humor und Witz zusätzlich zur Darbietung des Schauspielers zu punktieren und gegebenenfalls stärker zu machen. Im Tonbereich sehen wir dies besonders am Beispiel des “laugh tracks”. Im visuellen Stil wird dies durch Mise-en-Scène, Kinematographie und Schnitt herbeigeführt, bei denen, wie schon zuvor, ein Unterschied durch die Produktionsmodi zu erkennen ist. Wir betrachten daher diese drei Kategorien bezogen auf die Multicam und Single-Camera Modi.

Mise-en-Scène

Was ist eigentlich Mise-en-Scène? Der Begriff wird genutzt, um alles, was in einer Szene arrangiert beziehungsweise dargestellt wird, zu beschreiben. Das heißt, es beinhaltet die Bildgestaltung- und Komposition, die Lichtkomposition, Kostüme, Requisiten (Set Design) und sogar die Schauspielerführung.

In der Sitcom unterscheiden sich die Möglichkeiten der Mise-en-Scène durch die Produktionsmodi, da, wie wir bereits wissen, die Multicam Sitcom in einem Studio gefilmt wird. Dieses Set Up beeinflusst alles, was die Mise-en-Scène betrifft wie auch die Handlungen. Für Multicam Shows sind die drei, vier immer gleichen Sets wie das Wohnzimmer (denke Seinfeld, Friends, The Big Bang Theory) oder das Café oder die Bar (Friends, How I Met Your Mother) typisch. Diese Sets sind ebenfalls immer gut ausgeleuchtet. In diesen Produktionen wird oft der High Key Beleuchtungsstil verwendet, welcher zu einem hell erleuchteten Bild mit weicher Beleuchtung, minimalen Schatten und geringem Kontrast führt. Dadurch wird der Fokus besonders auf der Leistung bzw. Darbietung der Schauspieler gelegt. 

Die größten und offensichtlichsten Unterschiede für Single-Camera Produktionen besteht darin, dass sie auch Außensets einfacher nutzen können, da sie nicht auf eine Studiobühne begrenzt sind und dass sie zusätzlich Low Key Beleuchtung nutzen, welche sich auf einen hohen Kontrast und harte Schatten stützt. Generell bleiben Sitcom Serien jedoch bei der High Key Beleuchtung, da diese eine fröhliche und positive Stimmung erzeugt und somit für das Genre im Allgemeinen passender scheint.

Für eine tiefgehende Erklärung findet ihr folgend das Video von dem YouTube Channel Studiobinder, welcher viele Filmbegriffe hervorragend in solchen Videoessays darstellt.

Kinematographie

Kinematographie umfasst die gesamte Technik von fotografischen Bewegtbildern, das beinhaltet sowohl Aufzeichnung als auch Wiedergabe. 

Bei Multicam Sitcoms soll vor allem die Performance der Schauspieler einfangen werden. Wie bereits im Artikel zu den Produktionmodi erwähnt werden Multicam Sitcoms aufgrund der Studiosituation chronologisch gedreht. Es findet kein Fokus auf einzelne Personen oder auch “Deep Dive” statt, sondern die ganze Handlung bleibt im Fokus. Des Weiteren findet man wenig Close-Ups in Serien dieser Produktionsform. Der Humor wird hier eher aus der Performance und Mise-en-Scéne gezogen.

Bei Single-Camera Sitcoms soll natürlich auch die Darstellung eingefangen werden, zusätzlich kann jedoch durch Kameratechnik Humor generiert werden. Viele Überschneidungen der visuellen und ästhetischen Merkmale der Multicam Sitcom sind auch hier anwendbar. Im Gegensatz zu diesen werden in der Single-Camera Produktion Szenen auch in unterschiedlicher Reihenfolge aufgenommen.

Schnitt (Editing)

Die unterschiedlichen Herangehensweisen bei der Aufnahme wirken sich auch auf den Schnitt (engl. Editing) der jeweiligen Szenen aus. Multicam Produktionen stützen sich auf die rudimentären Konventionen des Fernsehens und des Filmschnitts, indem Bilder aller vier Kameras gespeichert werden. Szenen werden mindestens zweimal im digitalem Format aufgenommen. In der Post-Produktion werden die Aufnahmen zusammengeschnitten und enthalten oft Shots von verschiedenen Takes (was selten, dennoch manchmal, zu Kontinuitätsfehlern führt).

Die Single-Camera Produktion ermöglicht einen größeren Spielraum bei der Aneinanderreihung von Aufnahmen, da sie “Shot-by-shot”, fragmentarisch von einer Kamera gefilmt wurden. Jede Einstellung ist bereits in der Pre-Produktion geplant, was eine größere Kontrolle sowie präzisere und ausdrucksstärkere Bearbeitung ermöglicht. Beispielsweise kann bei dieser Produktionsform das “Point-of-view editing” (eine Schnitttechnik, bei der von einer Person, die in eine bestimmte Richtung blickt, auf eine Aufnahme des Ziels dieses Blicks geschnitten wird) verwendet werden. Dies ist hier nur möglich, weil auch die Kamera in diesem Produktionsmodus beweglicher ist.

Im Allgemeinen wird durch den Schnitt versucht, einen schnellen Rhythmus zu erzeugen, der wie auch die anderen visuellen Techniken den Humor unterstützt. 

Quellen:

Butler, Jeremy G. (2020): The Sitcom. Routledge: New York / London

https://www.studiobinder.com/blog/what-is-high-key-lighting-definition/

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