Archetypen und Stereotype
Heute sehen wir uns den wohl wichtigsten Bestandteil einer jeden Erzählung an: die Figuren. Spezifisch: typische Charaktere, die immer wieder in der Sitcom vorkommen. Denn um die Sitcom von anderen Genres zu unterscheiden sind ihre Figuren ein wichtiges Merkmal.
Während Archetypen idealtypische Vertreter einer Idee sind, stellen Stereotype formel- und klischeehafte Vorstellungsbilder (meist eines Charakters) dar.
Also: Welche typischen Charaktere gibt es? Mit der folgenden Liste hat Autor und Sitcom Berater Scott Sedita anderen Autoren eine Art Grundbaustein für acht typische Sitcom Charaktere an die Hand gereicht, weshalb wir uns diese ebenfalls ansehen werden.
Typische Sitcom Charaktere
Der Kluge
Dieser Charakter gilt oft als Stimme der Vernunft in der Sitcom. Er ist oft der Gegenpol zu den anderen Charakteren und hilft Konflikte entstehen zu lassen. Die Charaktere sind in erster Linie intelligent, logisch, wortgewandt, rational, aber auch – und das ist in der Sitcom wichtig – sarkastisch. Sarkasmus ist ihre Antwort auf die unlogischen Handlungen der anderen Figuren und worin ihr Comedy-Effekt herkommen.
Charaktere: Jerry Seinfeld – Seinfeld, Jim Halpert – The Office
Der liebenswerte Loser
Wir kennen ihn alle. Der liebenswerte Loser ist der komödiantische Held, der sich Woche für Woche etwas wünscht und erhofft, das “unerreichbar” ist. Dieser Charakter bringt den Witz durch seine impulsiven Ideen die im Gegensatz zum rationalen, logischen Charakter des Klugen stehen. Seine Fähigkeit, so gut wie alles zu vermasseln, und seine verzweifelten Versuche, das zu bekommen, was er will, egal wie haarsträubend seine Idee auch sein mag sind was ihn ausmachen. Das Hauptmerkmal ist sein Bedürfnis nach diesem „Unerreichbaren“, was ihn die Serie über begleitet, und welchem er „auf die falsche Art“ nachgeht, was wiederum seinen Comedy-Effekt ausmacht.
Charaktere: Nick Miller – New Girl, Leonard Hoffstadter – The Big Bang Theory, Ted Mosby – How I Met Your Mother
Der Neurotiker
Der Charakter der Neurotiker gehört zu den komplexeren Figuren. Dieser Charakter hat tiefe Gefühle und viele widersprüchliche Gedanken, wobei er kein Problem damit hat diese Gedanken zu teilen. Sedita beschreibt diesen Charakter als unsicher und ängstlich, vor allem wenn etwas nicht nach Plan verläuft. Dieser Charakter hat sein eigenes Regelbuch, nach dem es zu laufen hat beziehungsweise von dem er ausgeht, dass diesem alle Anderen ebenfalls folgen sollten (zurückzuführen auf die Unsicherheit des Charakters). Doch gerade durch das offensichtliche Darstellen ihrer „Neurose“ bringt der Charakter seinen Humor in die Serie ein.
Charaktere: George Constanza – Seinfeld, Chidi Anagonye – The Good Place, Monica Geller – Friends
Der Dumme
Während es im echten Leben ziemlich harsch wäre jemanden als „den Dummen“ abzustempeln, geht es hier schließlich um Stereotype und dieser hier tritt in Sitcoms gerne als Sidekick auf. Dieser Charakter ist oft sehr kindisch, unschuldig, leichtgläubig, optimistisch und hat ein Herz aus Gold. Er ist als komödiantische Erleichterung gedacht. „They instantly bring on the funny just by being who they are… dumb.“ Der Dumme ist wie ein Kind im Körper eines Erwachsenen.
Charaktere: Erin Hannon – The Office, Jason Mendoza – The Good Place
Bitch/Bastard
Oh, diese Stereotype. Kommen wir zu diesem Charakter, der, wie der Name es verrät, Bissigkeit in die Sitcom bringt. Dieser Charakter kann auch als eine Art dunkler Held agieren. Er sagt das Unsagbare, ist schonungslos ehrlich und stolz darauf. „Their humor derives from an angry place, and that sometimes makes it shocking.“ Auch dieser Charakter ist oftmals sarkastisch oder sogar eher zynisch und erhält dadurch seinen Comedy-Effekt.
Charaktere: Max Black – 2 Broke Girls
Der Materialistische
Dieser Charakter ist fast selbsterklärend. Der Materialistische ist nur auf seinen sozialen Status und sein Vermögen bedacht. Er hat in der Regel kein solides Verständnis von Werten, Prinzipien und Verantwortungen. Im Vergleich zu den anderen Charakteren kann dieser jedoch in zwei Richtungen gehen: Entweder ist er gutmütig und wohlwollend oder aber böswillig und verurteilend. Während sie unterschiedlich sind, ist ihnen ihr Berechtigungsgefühl gleich. Beide Versionen dieses Charakters glauben, dass sie ihren höheren, privilegierteren Status verdienen und das ist der Anfangspunkt für ihren Humor.
Charaktere: Rachel Green – Friends, Tahani Al-Jamil – The Good Place
Der Womanizer
Ich sag nur: „Legen—wait for it—dary!“ Einer der Bekanntesten Womanizer in nicht allzu ferner Sitcom Geschichte ist Barney Stinson. Alles was dieser Charakter will ist Sex. Flirten ist seine Natur und er ist bekannt für seine „one-liner“. Den Charakter gibt es natürlich auch in weiblicher Form. Sedita nennt sie „Manizer“, um den weiblichen Charakteren ihren eigenen Begriff zu geben.
Charaktere: Barney Stinson – How I Met Your Mother, Howard Wolowitz – The Big Bang Theory
Im eigenen Universum
Dieser Charakter gehört wohl zu den Interessantesten und Schrägsten der Charaktere. Er kann so ziemlich alles sagen und tun und kommt damit davon. Ein unzensierter Gedankenfluss und unvorhersehbarer Charakter machen diese Figur aus. Der „Im eigenen Universum“ Charakter kann dabei tatsächlich aus einem anderen Universum kommen, wie Alf aus der gleichnamigen Serie. Er kann aber auch einfach aus einem anderen (weit entfernten) Land oder wie Sedita es nennt von „Wolke Neun“ kommen. Letzteres bedeutet, dass der Charakter schon immer etwas eigenartig war und dies bis in sein Erwachsenendasein geblieben ist.
Charaktere: Jessica Day – New Girl, Cosmo Kramer – Seinfeld, Phoebe Buffay – Friends
Quellen:
Sedita, Scott (2014): The 8 characters of comedy. Atides Publishing
https://www.backstage.com/magazine/article/types-comedy-archetypes-9505/