Über die lange Stadtgeschichte haben sich zahlreiche Bräuche, alte Legenden und Sagen in der Domstadt verbreitet. Einige davon, wie den Karneval waren bereits Teil dieses Blogs. Es gibt jedoch noch einige weitere, die einem auffallen, wenn man in Köln unterwegs ist.
Die Heinzelmännchen zu Köln
In unmittelbarerer Nähe zum Dom, direkt vor dem Brauhaus FRÜH am Dom befindet sich ein Brunnen. Dieser erinnert an eine der wohl bekanntesten Kölner Legenden. Der Heinzelmännchen Brunnen zeigt den Augenblick, wegen dem Kölner:innen arbeiten müssen. Wie es dazu kam, verrät das Gedicht „Die Heinzelmännchen zu Köln“ von August Kopisch. Die Heinzelmännchen waren kleine Wesen, die im Verborgenen die Arbeit der Kölner:innen erledigten, wenn diese sich schlafen legten:
„Wie war zu Köln es doch vordem
Mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn, war man faul, man legte sich
Hin auf die Bank und pflegte sich:
Da kamen bei Nacht,
Ehe man’s gedacht,
Die Männlein und schwärmten
Und klappten und lärmten,
Und rupften
Und zupften,
Und hüpften und trabten
Und putzten und schabten…
Und eh ein Faulpelz noch erwacht,…
War all sein Tagewerk… bereits gemacht!“
(Kopisch: Die Heinzelmännchen zu Köln, Vers 1)
Die Frau eines Schneiders war jedoch zu neugierig. Sie wollte wissen, wer die Arbeit heimlich verrichtet, und so stellte sie den Heinzelmännchen eine Falle. Sie verteilte Erbsen auf der Treppe, um die kleinen Wesen auf frischer, guter Tat zu ertappen. Als die Heinzelmännchen dann in der Nacht kamen stürzten sie die Treppe hinab. Nach dieser Erfahrung flohen die Heinzelmännchen aus Köln und kamen nie wieder zurück, um den Kölner:innen die Arbeit abzunehmen.
Das Hänneschen-Theater
Mit den Heinzelmännchen hat Köln eine Gruppe kleiner Figuren verloren, eine weitere ist der Stadt jedoch treu geblieben. Seit 222 Jahren gibt es das Hänneschen-Theater. Das Stockpuppentheater ist eines der größten Puppentheater in Westeuropa. Silke Essert ist seit 2011 Ensemblemitglied im Hänneschen-Theater und zeigt in diesem Video einen Blick hinter die Kulissen des Theaters:
Richmodis von Aducht
Einen Hinweis auf eine weitere Sage findet sich in der Nähe des Neumarktes. Das Richmodis-Haus verfügt über einen Turm, aus dem zwei Pferdeköpfe schauen. Die beiden Köpfe erinnern an die Sage von Mengis von Aducht und seiner Frau Richmodis, die im Mittelalter an der Pest erkrankte und starb. Von Trauer geplant lies, Mengis von Aducht seine Frau beerdigen. Er konnte es aber nicht über das Herz bringen, ihr den kostbaren Ehering abzunehmen, sodass sie mit ihm beerdigt werden sollte.
Dies sahen die Totengräber. Bevor sie den Leichnach von Richmodis von Aducht in ihr Grab hinabsenkten, wollte sie daher den Sarg öffnen und ihr den wertvollen Ehering vom Finger ziehen.
Doch als der Sarg geöffnet wurde, öffnete Richmodis von Aducht die Augen, richtete sich auf und lief durch die Nacht zurück nach Hause. Dort empfing sie eine Magd, die umgehend Mengis von Aducht über die Rückkehr seiner Frau informierte. Ungläubig rief dieser aus, dass die Pferde aus dem Stall eher auf den Heuboden hinauflaufen und ihre Köpfe zum Fenster hinausstrecken würden, als das seine Frau zu ihm zurückkehren würde. Als nächstes vernahm der Kaufmann aus Köln die Geräusche von Hufen auf der Treppe. So wusste er, dass seine Frau lebte und nur scheintot gewesen war. Richmodis und Mengis von Aducht waren wieder vereint und die Pferdeköpfe am Neumarkt erinnern noch heute an ihre Geschichte.
Das Kölsche Grundgesetz
Zum Abschluss dieses Blogs gibt es noch einige Kölner Lebensweisheiten, oder wie es in Köln heißt: das Klösche Grundgesetz. Das Kölsche Grundgesetzt umfasst elf Artikel:
Artikel 1: Et es wie et es. (Es ist, wie es ist)
Lerne Dinge zu akzeptieren, die du nicht ändern kannst.
Artikel 2: Et kütt wie et kütt. (Es kommt, wie es kommt)
Mach dir keine Sorgen, was passieren wird. Du hast sowieso keinen Einfluss darauf.
Artikel 3: Et hätt noch emmer joot jejange. (Es ist schon immer gut gegangen)
Was schonmal geklappt hat, wird auch wieder gut gehen und bisher ist alles irgendwie gut ausgegangen.
Artikel 4: Wat fott es, es fott. (Was weg ist, ist weg)
Alles hat ein Ende, lerne es zu akzeptieren.
Artikel 5: Et bliev nix wie et wor. (Es bleibt nichts, wie es war)
Veränderungen gehören zum Leben dazu
Artikel 6: Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet. (Kennen wir nicht, brauchen wir nicht, weg damit)
Man muss aber nicht alles, was neu ist, akzeptieren.
Artikel 7: Wat wells de maache? (Was willst du machen?)
Siehe Artikel 1
Artikel 8: Maach et joot, ävver nit zo off. (Mach es gut aber nicht zu oft)
Mach es gut, aber übertreib es nicht.
Artikel 9: Wat soll dä Kwatsch? (Was soll der Quatsch?)
Hinterfrage Dinge kritisch.
Artikel 10: Drinkste ene met? (Trinkst du einen mit?)
Sei gastfreundlich und offen gegenüber Anderen.
Artikel 11: Do laachste desch kapott. (Da lachst du dich kaputt.)
Bewahre den Humor.
Tipp für Imis
Nehmt euch die Artikel des Kölschen Grundgesetzes zu Herzen und nehmt sie mit in euren Alltag. So kommt ihr der Kölner Mentalität ein Stückchen näher und könnt vielleicht auch etwas gelassener durchs Leben gehen. Und damit danke fürs Lesen und Dreimol Kölle Alaaf!
Quellen
Mick, Elisabeth: Mit der Maus durch Köln – 2000 Jahre Stadtgeschichte für Kinder; J.P. Bachem Verlag, Köln: 2006)
https://www.heinzels-wintermaerchen.de/heinzelmaennchen.html
https://www.koeln.de/koeln/das-koelsche-grundgesetz-die-11-regeln-der-domstadt_1121331.html
https://www.frueh.de/frueh-erleben/typisch-koeln/das-koelsche-grundgesetz/