Januar 31, 2024

05. Karneval für Anfänger

„Mer fiere uns jän selver am leevst et janze Johr“ – Wir feiern uns gern selber, am liebsten das ganze Jahr, singen die Paveier in „Mir sin Kölsche us Kölle am Rhing“ und das, besonders wenn es um den Karneval geht. Der Karneval hat seine Ursprünge bei den Germanen, die die Wintersonnenwende feierten und den Christen, die mit dem Karneval noch einmal vor der Fastenzeit feierten. Als die Zeit, bevor sie zwischen Aschermittwoch und Ostern fasten mussten. Daher kommt auch der Name des Festes: Fastelovend kommt von Fastnacht und Karneval von carne vale, was übersetzt Fleisch lebe wohl bedeutet. 

Was macht den heutigen Karneval aus?

Der damalige Karneval war jedoch weit entfernt, von dem, was wir heute feiern. Der Karneval in seiner jetzigen Form stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert. Wie dieser entstand und was ihn heute ausmacht, erklärt Christoph Kuckelkorn der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval: 

Vom Imi zum Jeck

Um Karneval zu feiern, braucht man auf jeden Fall ein Kostüm. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wollte man schon immer mal ein Superheld sein? Das ist die Gelegenheit. Kostümgeschäfte gibt es in der Kölner Innenstadt und es gibt zahlreiche Möglichkeiten ein Kostüm online zu bestellen. Viele Jecken nähen aber auch ihre eigenen Kostüme. Eine weitere gute Möglichkeit, um ein Kostüm zu erwerben, sind zudem die Karnevalsflohmärkte. Diese finden meist im Januar statt und sind eine super Möglichkeit außergewöhnliche Kostüme zu kaufen. 

Bei der Wahl des Kostüms sollte man aber unbedingt im Hinterkopf behalten, dass Karneval im Winter stattfindet. Ein Kostüm mit verschiedenen Schichten, die beliebig an- und ausgezogen werden können, ist daher sehr empfehlenswert. So friert man nicht bei Minusgraden beim Straßenkarneval, aber es wird auch nicht zu warm, wenn man anschließend in eine Kneipe geht.

Bildquelle: Festkomitee Kölner Karneval.

Was auch nicht fehlen darf, ist das richtige Vokabular. Sagt nie, aber auch niemals nie Helau im Kölner Karneval. Das heißt hier Alaaf und das nehmen Kölner:innen auch sehr ernst. Der komplette Jubelruf heißt „Kölle Alaaf“ und wird in der Regel bei Veranstaltungen als Begrüßung genutzt. So begrüßt ein Sitzungspräsident/eine Sitzungspräsidentin bei einer Karnevalssitzung die Gäste mit einem „Dreimol Kölle Alaaf“ und die Zuschauenden antworten dreimal mit Alaaf. 

Außerdem wird im Karneval gerne gebützt. Ein Bützje ist ein gehauchter Kuss auf die Wange und wird in der Regel als Dank oder Begrüßung vergeben. 

Das Kölner Dreigestirn

Für die Karnevalszeit übergibt die Oberbürgermeisterin symbolisch den Schlüssel zur Stadt an das Dreigestirn, denn an Karneval regieren die Jecken die Stadt. Diese werden repräsentiert von ihrem Prinzen, Prinz Karneval, der Kölner Jungfrau und dem Kölner Bauern. Das sogenannte „Trifolium“ wird jedes Jahr vom Festkomitee ausgewählt. Sie repräsentieren in ihrer Zeit als Dreigestirn den Kölner Karneval und besuchen mit ihrem Hofstaat zahlreiche Karnevalsveranstaltungen. Traditionell ist das Kölner Dreigestirn männlich, auch die Jungfrau wird von einem Mann dargestellt. Ausgenommen hiervon ist das Kinderdreigestirn, bei den Repräsentanten des Kinderkarnevals ist ein Mädchen die Jungfrau im Dreigestirn. 

Bildquelle: Festkomitee Kölner Karneval. (das Kölner Dreigestirn 2023/2024, von links: Jungfrau, Prinz und Bauer)

Sitzungskarneval

In der Karnevalszeit finden regelmäßig Sitzungen statt. So bezeichnet man die Karnevalsveranstaltungen, bei denen man sich in einem Saal trifft und gemeinsam feiert. In der Regel treten dort Büttenredner auf, das sind die Komiker des Karnevals, sowie das Kölner Dreigestirn. 

Außerdem treten Tanzgruppen und Korpsgesellschaften auf. Die Gesellschaften stehen für den traditionellen, organisierten Karneval, hiervon gibt es zahlreiche in Köln. Sie haben oftmals eine starke militärisch-ironische Prägung, so tragen sie zum Beispiel eine Uniform.  Einige tragen auch Gewehre bei sich, aus denen Blumen ragen oder tanzen Stippeföttche. Das ist ein Tanz, bei dem sich zwei Menschen den Rücken zu wenden, das „Föttche“, also den Po, rausstrecken und zur Musik wippen. Entstanden ist dies als Persiflage zum Preußischen Militarismus im 19. Jahrhundert. Die Persiflage des Militarismus sieht man auch in diesem Ausschnitt des Einzugs der Karnevalsgesellschaften zu Beginn der Lachenden Kölnarnea im vergangenen Jahr (2023).

Ein weiteres Highlight auf jeder Karnevalssitzung sind die Karnevalsbands. Namen, die man hierbei unbedingt kennen sollte sind: die Bläck Fööss, die Höhner, Kasalla, Brings, Querbeat, die Paveier, Klüngelköpp, Cat Balou und die Räuber. Empfehlenswert ist es, sich vor einer Sitzung ein paar Videos dieser Bands anzuschauen, so ist man top vorbereitet und schnell in Karnevalsstimmung.

Eine typische Session

Unter einer Session versteht man die Zeit zwischen dem elften November und dem darauffolgenden Aschermittwoch. Am 11.11 um 11:11 Uhr startet offiziell der Karneval. Die Session startet mit einer großen Feier auf dem Heumarkt. Daran nehmen die Oberbürgermeisterin, das Festkomitee und die großen Karnevalsbands teil. Aber auch der Rest von Köln ist an diesem Tag eine große Karnevalsfeier, bevor es vor Weihnachten erstmal wieder etwas ruhiger wird. 

Im Neuen Jahr wird dann das Dreigestirn proklamiert, das bedeutet das sie offiziell ihre Pflichten antreten. Mit der Proklamation startet auch der Sitzungskarneval. 

Der Straßenkarneval mit seinen Straßenfesten und Karnevalsumzügen beginnt hingegen erst in der letzten Woche der Session. Den Start bildet Weiberfastnacht, am Donnerstag vor Aschermittwoch. An den folgenden Tagen finden zahlreiche Feiern in der Stadt statt, sowie Karnevalszüge. Wer Karneval nicht mag, sollte in dieser Zeit die Stadt meiden, denn es gibt kein Entkommen. 

Bei den Karnevalszügen ziehen Karnevalsgruppen und Gesellschaften auf Wägen und zu Fuß durch Teile der Stadt. Dabei werfen sie „Kamelle“(Süßigkeiten) und „Strüüßche“ (kleine Blumensträuße) den Jecken am Zugweg zu, die ihnen zujubeln. Der größte und bekannteste Zug in Köln ist der Rosenmontagszug, dieser wir jedes Jahr vom WDR übertragen und kann bis zu sechs Stunden lang dauern. 

Bildquelle: Festkomitee Kölner Karneval.

Veilchendienstag ist der letzte Tag der Karnevalssession. Am Abend endet die Session dann mit der Verbrennung des Nubbels. Der Nubbel ist eine Puppe, die ab Weiberfastnacht über einigen Kneipen hängt. Er ist der Sündenbock für alle Sünden, die die Jecken in der Karnevalszeit begangen haben. Durch seine Verbrennung sind alle Schulden gebüßt und die Kölner:innen können am Aschermittwoch wieder zurück in ihren Alltag. 

Tipp für Imis

Probiert den Karneval aus. Dafür eignet sich besonders der Straßenkarneval, denn hier kann man einmal in den Karneval hineinschnuppern, ohne viel Geld für Sitzungskarten oder Ähnliches auszugeben. Wer sich vorab vorbereiten möchte, der sollte in der ARD-Mediathek vorbeischauen. Dort gibt es vom WDR einen Themenschwerpunkt Karneval, der den Rosenmontagszug, Büttenreden und viele Sitzungen zu bieten hat:

Quellen

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