Der Male Gaze: Was bedeutet das eigentlich?

Alle Medienwissenschaftler sollten es schonmal gehört haben: Die Theorie des Male Gaze. Aber was hat diese Theorie in Zeiten des aufsteigenden Feminismus auf sich? Das soll in diesem Beitrag näher erklärt werden.

Die Entstehung des Begriffs in der Filmtheorie

Die heutige postmoderne Gesellschaft, ist ein visuell geprägtes Zeitalter. In Zeitschriften, Smartphones, dem Kino und im Fernsehen werden Menschen mit verschiedenen Bildern und Botschaften überflutet. Insbesondere die Konstruktion der Frau in kinematografischen Bildern, darunter auch in der Modefotografie, ist seit Beginn des visuellen Zeitalters ein wichtiger Untersuchungsgegenstand der Kulturwissenschaften. Der Begriff „Male Gaze“ stammt ursprünglich aus der psychoanalytischen Filmtheorie und wird als „den männlichen Blick“ übersetzt. Die feministische Filmkritikerin Laura Mulvey dokumentierte 1973, dass die Inszenierung des weiblichen Geschlechts in der visuellen Kultur durch den männlichen Blick konstruiert ist.

Marilyn Monroe als Ikone für das “perfekte” Gesicht im Film

Welche Auswirkung hat der männliche Blick auf unsere Gesellschaft?

Die Darstellungsmuster im Kino basieren laut Mulvey auf sozialen Mustern. Das weibliche Geschlecht spielt eine zentrale Rolle in der Verflechtung zwischen dem erotischen Vergnügen des Mannes und der Darstellung ihrer Präsenz im Film. In einer vom Patriachart dominierten Gesellschaft spiegelt der „Male Gaze“ die sexuellen Fantasien des Mannes über die Darstellung der Frau im Bild oder im Film wider. Die Frau lernt durch die kulturellen Codes, sich selbst aus dem Blick des Mannes zu betrachten und stellt sich im Alltag und in Posen so dar, wie es der männliche Blick und die Gesellschaft es erwartet. Das weibliche Model vor der Kamera und die Frauen im Alltag konstituieren sich anhand des idealen Vorbilds selbst.

Junge Mädchen und Frauen werden unter Druck gesetzt, sich ständig in gesellschaftlich akzeptierte Art und Weisen zu kleiden und sich dementsprechend zu verhalten. Die sexuelle Objektivierung von Frauen und Mädchen in visuellen Medien können tiefgründige Auswirkungen auf ihre Selbstwahrnehmung haben – die sozialen Medien können hierbei zum Tool für die Verstärkung und Verbreitung des Male Gaze ausgenutzt werden.

Alternativ hierzu sind Social Media Kanäle wie Instagram oder TikTok jedoch auch Plattformen, die dazu verhelfen können, gegen den Male Gaze zu steuern und die Darstellungen der Frau im Film zu reformieren.

Welche Filmbeispiele es zu diesem Thema gibt und wie einige Künstlerinnen versuchen den Male Gaze in einen Female Gaze umzuwandeln, werden in den nächsten Beiträgen vorgestellt. 

1 Comment

  • Wirklich spannendes Thema, schön, dass es hier noch etwas näher beleuchtet wird. Außerdem finde ich das Titelbild sehr gut gewählt!
    Freue mich schon auf die kommenden Beiträge 🙂

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